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"The way to go" - Jürgen Bender

Jürgen Bender wurde 1959 in Neckarsulm geboren. Dort machte er, der jüngste Sohn des größten Reifenausrüsters im Unterland, Hans Bender, 1976 sein Abitur. Automobile und der Rennsport faszinierten ihn schon als Schüler.

Jürgen Bender und dahinter Marco BayerNach dem Abitur setzte der Neckarsulmer einen gebraucht erworbenen NSU TTS bei Slalomrennen zur Unterland-Hohenlohe Rennslalom-Meisterschaft ein. Der NSU wurde von Jürgen zuvor nebenher, "sozusagen in vielen Nachtschichten", mit viel Liebe zum Detail aufgebaut. Sofort holte Jürgen 1980 bei den Läufen den ersten Meistertitel im Slalom-Rennsport. Der zweite Titel folgte im Jahr darauf.

Dann gab es für ihn in Sachen Rennsport leider eine längere Unterbrechung. Seine volle Aufmerksamkeit galt in den folgenden Jahren dem Studium an der technischen Hochschule in Darmstadt. Als frisch gebackener Diplomingenieur des Maschinenbaus hätte Jürgen Bender selbstverständlich sehr gerne gleich wieder Rennen gefahren. Aber er hatte sich bereits im Studium entschlossen, selber einen Betrieb in Neckarsulm im Bereich Recycling-Technik aufzubauen. Das setzte er konsequent um. Beides zusammen, Rennsport und einen Betrieb aufbauen, das ging finanziell nicht.

Zu der Zeit gab es noch nicht sehr viele Recycling-Maschinen am Markt. "So konnte ich mein Fachwissen aus dem Studium gleich in die Praxis übertragen", so Bender rückblickend. Er konstruierte und baute eigene Recyclinganlagen. Kunststoff-Bauteile und auch Reifen wurden ab Ende der 80er Jahre in seinem Betrieb im großen Stil geschreddert.

Ende der 90er Jahre erwarb er einen Porsche 993. Damit ging es dann in GT-Rennen an den Start. Erster Titel - die Pirelli Trophy 2000. Ein Dutzend GT-Titel im Rahmen der GTP-Serie folgten in den Jahren nach. Der deutsche Porsche Meistertitel und der GTP Porsche Super Sprint Titel von 2001 ragten als besonders wichige Erfolge heraus.

Ab 2004 mit an Bord war Marco Bayer aus Erlenbach. Zuerst als Rennmechaniker und später als Renningenieur. Dabei konnte MCH-Mann Bayer wertvolle Hinweise zur Weiterentwicklung der Porsche GT-Rennwagen beisteuern. Ein wichtiger Schritt nach oben.

Mit GT-Modellen von Porsche ging es im Rennsport weiter. Erst Porsche-Cup und als nächster Höhepunkt der Start zum Jahresbeginn 2006 bei den legendären 24h von Dubai. Dort holte die Crew aus Deutschland und Dänemark den 4. Gesamtrang. Beachtlich ist - dieses Ergebnis wurde im Unterland trotz einiger Versuche anderer Teams bis heute nicht übertroffen.

Die Erfolge ermutigten "Ben" Bender weiter an GT-Meisterschaften teilzunehmen. Ein wichtiger Meilenstein wurde die Anschaffung eines Porsche 997 GT3 von 2007. Diesen Wagen galt es unter der Leitung von Marco Bayer Jahr für Jahr technisch anzupassen. Neue Modelle konnte man sich Jahr für Jahr nicht leisten. Durch Nachrüstung konnte Bender auf diese Weise aber in der GT-Spitze weiter um Siege kämpfen.

Auf einem 520 PS GT2-Porsche von Probst-Racing zeigte Jürgen Bender ganz nebenbei, dass er ohne Probleme auf Anhieb um Gesamtsiege zu kämpfen in der Lage war. Solche Aktionen waren finanziell aber auf Dauer nicht zu stemmen. So blieb er in der GT3 aktiv. Mit dem privat eingesetzten Porsche GT3 gelang es den Unterländern 2010, die SRO-Meisterschaft im Rahmen der ADAC-GT-Masters zu gewinnen. Dort kämpften baugleiche GT3-Modelle von Porsche auf Strecken in Europa um den Titel. Und diesen Titel nahm Jürgen Bender am Saisonende mit nach Neckarsulm. Für die Clubmitglieder des MCH in Heilbronn natürlich eine ganz besondere Freude.

Foto: Dirk Hartung/Agentur Autosport.at

Als die Modifikationen des Werkes es finanziell nicht mehr sinnvoll erscheinen ließen, den eigenen 997 GT3 nachzurüsten, entschied sich Jürgen Bender, bei Callaway Competition in Leingarten eine Z06 Corvette der GT3-Klasse zu erwerben. Vom Heckmotor zum Frontmotor. Ein sehr großer und gewagter Schritt. Aber dieser Schritt gelang Ende 2012 sehr gut. Sofort wurde Jürgen Bender einer der Fahrer, die nun auf den Rennstrecken Europas zu den Anwärtern auf den Gesamtsieg gehörten. Starts in Deutschland, Österreich, Tschechien, Italien, Frankreich in den Benelux-Ländern wurden zum vollen Erfolg. Sieg auf Sieg folgte. Einladungen zu Rennen der FIA in Bukarest und ein Start in Aserbaidschan in Baku zeigten, dass Jürgen Bender zu den gefragten Fahrern gehörte. Der Start in Aserbaidschan war in der Zeit, in der sich das Land gerade darauf vorbereitete, mit einem eigenen Kurs in die Formel-1 einzusteigen.

"Uns Streckensprechern war der Name Jürgen Bender geläufig", erinnert sich Klaus Lambert. Bei den GT-Rennen schaute ich immer zuerst drauf, wie schnell ist der Jürgen", merkte SDO-timing-Chef Bernd Jung an. Bender wird zum Maßstab. Schnell wurden immer neue Hundertermarken bei den Pokalen, die in die Neckarsulmer Regale wanderten, geknackt.

2012 gewann "Ben", wie ihn die alten Freunde noch heute nennen, den Divinol-Cup. "Eine Serie, die von den Aktiven zu der Zeit regelrecht mit Nennungen bombardiert wurde", erinnert sich Manager Hoffmann lächelnd. 2016 gewann der Hero der Unterländer GT-Szene die DMV-Touringcar Challenge. Im Jahr darauf errang MCH-Ass Bender 30 Jahre nach der Seriengründung die renommierte STT-Challenge. In der Riege der GT-Routiniers wurde Jürgen Bender der Mann, den es auf den Rennstrecken Europas zu schlagen galt. In der Folge lockten nationale und internationale Wettbewerbe den Unterländer auf viele Strecken im In- und Ausland. "Ben's" Erfolge konnten sich absolut sehen lassen.

Er musste nun selber bremsen. Anfragen zu Renneinsätzen ausländischer Teams konnte er nicht annehmen. "Ich war selbstständig. In der Situation kann man nicht mal eben "die Firma, Firma sein lassen, um zu Testfahrten nach Monza (I), Spa (B) oder Silverstone (GB) zu reisen", so die nüchterne Antwort des Neckarsulmers auf die Frage, warum er nicht ins Profilager wechseln wollte.

Aber es wird für Jürgen Bender auch zukünftig sehr anspruchsvolle Einsätze geben. Marco Bayers Team Sportwagenschmiede und Jürgen Bender sind 2020 auf dem Weg, die P9-Challenge zu erobern. Alle vier bisherigen Rennen konnte "Ben" als Gesamtsieger beenden. 1100 Pokale hat er in den Jahrzehnten seiner motorsportlichen Aktivitäten erkämpft. Darunter 2018 auf dem Formel-1-Kurs des Nürburgrings die Rekordzahl von 8 Pokalen an einem einzigen Wochenende. Ein Rekord der ganz sicher nicht sobald gebrochen werden dürfte.

Und dieser Rekord kam wie folgt zustande: Bender gab am "Ring" die Nennung für 2 Rennserien ab. Der Zeitplan ließ das zu. "Ein Zufall", so Bender, "ich kann es heute noch kaum glauben. Es funktionierte zeitlich ganz knapp". Bender startete zu allen 4 Rennen aus der ersten Reihe, gewann in allen 4 Läufen seine Klasse und errang dazu alle 4 Gesamtwertungen. Dieser Rekord wurde bis heute nicht gebrochen. Callaway-Competition war begeistert. Deren GT3-Modell vor den Jungs auf Porsche, Audi, Mercedes, Lamborghini, Aston Martin, Ford und Ferrari. "Nicht schlecht, Herr Specht" strahlte ein Callaway-Mann damals am Ring.

Und wie läuft es jetzt, 6 Wochen nach dem Corona-bedingt verspäteten Saisonauftakt? Gerade beschäftigt sich die Crew mit Fahrwerksoptimierungen der Z07-Corvette. 4 Gesamtsiege sind 2020 bereits errungen. Man darf also weiterhin richtig gespannt sein, gespannt wie ein Flitzebogen - wird auch der nächste Pfeil ins Schwarze treffen? "Ich denke das wird in Brno (CZ) und Imola (I) klappen".

(HTS)


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