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Es fing an 1974

Durch das Blut des benzininfizierten Vaters wurde das Motorsport-Virus übertragen, allerdings hatte er bis zu meinem 9. Lebensjahr keinen Motorsport betrieben.

Dann brach das Virus aus, aber mit allen Drum und Dran.

Es wurde einer der legendären NSU TT gekauft und explizit für den Slalom-Sport aufgebaut. Meine Wenigkeit hat jede freie Minute mit unter dem Wagen gelegen, geschraubt und an allen Slalom-Veranstaltungen wurde Vater Rolf, sowie alle Konkurrenten in der Klasse, gefilmt.

Das waren noch Zeiten, kann sich so die Smartphone Jugend gar nicht mehr vorstellen. Du filmst, schickst das Negativ mit der Post weg und wartest 7 bis 10 Werktage, bis du den Film anschauen kannst. Und es wurde geschaut, zurück gespult und verglichen, warum war der schneller oder was hat der Gegner anders gemacht.

In der Jugend bin ich dann in den Motorsportclub Heilbronn eingetreten. Kartslalom zur Jugendförderung gab es noch nicht. Nach einigen Fahrten und etwas Talent im Leihkart in Walldorf, wurde bei Hetschel Mach 1 Karts in Meimsheim ein 21 PS Drehschieber-Kart gekauft. 

Wilfried Ruoff, unser Jugendleiter, hat uns im Quietsch-Gelben Barho Autoteile VW T3 nach Walldorf gefahren zum trainieren. Es waren damals in der Gruppe altbekannte dabei wie Angelika Stegmüller, Andreas Häberle, Jörg Stephan, Joachim Franz u.s.w. 

Neben meinem Vater war Wilfried auch einer meiner größten Unterstützer im Motorsport, der mir mit seinem Wissen und Know-How die Kniffe und die Feinheiten im Slalom-Sport beibrachte. 

Mein erster Slalom-Einsatz war im gelben 200 PS 2,0 Liter C Kadett Gruppe F vom Vater auf dem Flugplatz in Mosbach Lohrbach. Vom Training zum 2. Wertungslauf um satte 17 Sekunden verbessert, kam ich mir „Sauschnell“ vor, doch am Schluss war ich Letzter.

Es gab einen weiteren Einsatz beim RKV Ilsfeld auf dem legendären „Zuckerrüben Verladeplatz“ - in dieser Kulisse ein geniales Gefühl. Dann war erst mal Schluss mit der Fahrerei, es gab damals eine Bestimmung, dass man erst mit 18 1/2 fahren durfte. 

Im neuen Jahr ging es weiter und mit 19 konnte ich sogar meinen ersten Gesamtsieg auf dem Opel Kadett einfahren. Ich hatte verschiedene Fahrzeuge im Einsatz, in der G2 einen BMW M3 der ersten Generation, Peugeot 205 Rallye für die G3, Golf VR6 Allrad G2, BMW Compact für die G5, einen „Ur“- Einser-Golf für die F bzw H 1600. Aber mein Herz ist immer am Opel C Kadett Coupé hängen geblieben. Mein weiß-roter Kadett im Mattig-Design war in der nationalen Slalom-Szene bekannt.

Nachdem ich dreimal den Unterland-Hohenlohe BMW Stadel Cup sowie mehrfach den Bezirkspokal gewinnen konnte, musste das Ziel neu definiert werden. Rhein-Neckar-Slalom-Pokal mit Slicks, neue Autos, neue Strecken, mega starke Fahrer und viel Spaß. Danach ging es auf Deutsche Meisterschaftsläufe, es waren gute Platzierungen dabei, aber für ganz vorne waren die 130 Pferde im 1600 Kadett einfach zuwenig. Und ein dreifacher Deutscher Meister Michael Rauch hat es mir schwer gemacht zu gewinnen, aber gelernt den Wagen am Limit zu bewegen. 

Es wurde beschlossen, mit meinem Vater die Kadetten zu tauschen, er bekam den 1600 Meisterwagen und ich stieg in die Slalom-Königsklasse Tourenwagen H bis 2000 cm3 auf. Der Wagen ist bis heute sehr erfolgreich und wird mit Thomas Claus, Klaus Frank, Heiner Wurst und Dirk Preisser immer wieder verbessert. 

2011 dann endlich unser Meisterjahr. Wahnsinnige Saison, mit vielen Defekten, die aber immer vor und nach und auch während den Veranstaltungen behoben werden konnten, Endergebnis und Finalläufe auf dem Flugplatz in Worms, ein Wochenende das ewig in Erinnerung bleibt:

„Deutscher Meister 2011“

Das höchste was wir erreichen konnten. Danke an alle. 

Zu kompletten Einsätzen in einer Saison reicht momentan die Zeit nicht mehr, daher sporadische Einsätze -  aber immer unter den vordersten Plätzen bei DM-Läufen zu finden, dafür reicht es immer noch. 

Bedanken möchte ich mich bei allen, die mir den Motorsport ermöglicht haben.

Frank Sperrfechter