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Frikadelli-Privat-Team gewinnt 24-Stunden-Rennen – Schnitzelalm-Duo im Pech, Fübrich fährt zu Klassensieg

24.05.2023

Vom Redakteur der Heilbronner Stimme Nils Buchmann

Nach viel Spektakel, einem neuen Distanzrekord und einigen schweren Unfällen hatte das 51. 24-StundenRennen am Nürburgring am Sonntagnachmittag eine handfeste Überraschung zu Tage gefördert. Nach 162 Runden und 4085,858 Kilometern gewann erstmals seit 2002 wieder ein Privat-Team das prestigeträchtige Rennen über Nordschleife und Grand-Prix-Kurs. Earl Bamber (Malaysia), Nick Catsburg (Niederlande), David Pittard (Großbritannien) und Felipe Fernández Laser (Uelzen) bescherten im Ferrari 296 GT3 des Frikadelli Racing Teams dem Hersteller aus Maranello den ersten Gesamtsieg überhaupt beim traditionsreichen Eifel-Marathon. Das von Platz 31 gestartete RoweRacing-Quartett Marco Wittmann/ Sheldon van der Linde/Dries Vanthoor/Maxime Martin (BMW M4 GT3, +26,911 Sekunden) und Raffaele Marciello/Luca Stolz/Philip Ellis (Team Bilstein, Mercedes-AMG GT3, +1:44,311) komplettierten das Podium, nachdem sich der Frikadelli-Ferrari und der Rowe-BMW seit den Morgenstunden einige von Boxenstopps befeuerten Führungswechsel geliefert hatten.

Schrecksekunde
Allen Grund zum Jubeln hatte auch Yannick Fübrich, der mit seinen Teamkollegen im BMW M240i RC mit zwei Runden Vorsprung vor dem ersten der sechs Konkurrenten zu seinem insgesamt dritten Klassensieg und Gesamtrang 45 fuhr. Der Brackenheimer war als Startfahrer von der Pole Position der Klasse ins Rennen gegangen und hatte später in der Nacht einen Doppel-Stint übernommen. „Bis auf eine Schrecksekunde in der Nacht lief alles ganz gut“, bilanzierte der 31-Jährige. Im Flugplatz Streckenabschnitt hatte sich Kühlflüssigkeit über der Strecke verteilt, was aber nicht per Flaggensignal angezeigt wurde. „Fast hätte ich da das Auto verloren. Das waren 80 Prozent Glück und 20 Prozent Reaktion“, gestand Fübrich hinterher. Zuvor hatten am BMW nach einem Kontakt Spurstange und Querlenker getauscht werden müssen, doch trotz vielen Code-60- und Doppel-GelbPhasen fuhren Fübrich und seine Teamkollegen den dadurch verursachten Zwei-Runden-Rückstand in der Nacht wieder herein. Rund 40 Sekunden pro Runde machte Fübrich auf die Klassen-Konkurrenz gut und übernahm in den Morgenstunden wieder die Führung. Insgesamt hatte sein Team Adrenalin Motorsport bei allen seinen neun eingesetzten Fahrzeugen 169 Boxenstopps durchgeführt.

235000 Zuschauer und 131 Fahrzeuge hatten das Rennwochenende einmal mehr zu einem riesigen Spektakel gemacht. 88 Autos sahen nach 24 Stunden die Zielflagge. Nicht dazu gehörte der AMG-Mercedes von Luca-Sandro Trefz. Der 21-jährige Wüstenroter und seine Schnitzelalm-Teamkollegen mussten gegen 1.30 Uhr nach 43 Runden mit Getriebeproblemen in Folge einer Kollision aufgeben. „Es ist schwer, zu akzeptieren, aber das ist nun mal Racing“, sagte Trefz nach dem Aus. Ohnehin waren die frühen Morgenstunden die turbulentesten, als gleich mehrere SP9-Fahrzeuge nach Kollisionen oder Zeitstrafen im Kampf um den Gesamtsieg vorentscheidend zurückfielen.

Hektik
Auch Patrick Assenheimer, der im zweiten SP9-Auto von Schnitzelalm Racing den Start-Stint gefahren war, sah die schwarz-weiß-karierte Flagge nicht. Nach 75 Runden war das Rennen nach einem Unfall eines Teamkollegen des Weinsbergers aus Sicherheitsgründen beendet. Von Startplatz 18 ins Rennen gegangen, hatte Assenheimer sofort mit harten Bandagen kämpfen müssen. „Es war hektisch und wild. Gefühlt fährt man die erste Stunde ein Sprintrennen. Da ließen sich Kontakte fast nicht vermeiden. Die heiklen Situationen haben es nicht einfacher gemacht“, sagte der 31-Jährige.

Roland Waschkau (Untereisesheim) war im Audi TTs ebenfalls den Start gefahren und wurde Zweiter in der drei Fahrzeuge umfassenden SP3T-Klasse – allerdings mit 45 Runden Rückstand. Im Gesamtklassement lag er auf Position 83. Für Heiko Hammel (34, Forchtenberg) und das Quartett von Scherer Sport PHX war im Cupra TCR SEQ nach 65 Runden und Problemen mit dem Antriebsstrang gegen 4 Uhr morgens ebenfalls vorzeitig Schluss.

Überschattet wurde das Rennen einzig vom Tod eines 57-jährigen Sportwarts, der am Sonntag an der Strecke zunächst kollabiert war und später auf der Intensivstation eines Krankenhauses in Mayen verstarb.

Quelle: Heilbronner Stimme vom 23.05.2023